Vertriebssteuerung: Der steinige Weg von der „Produkt-Bank“ zur
„Kunden-Bank“
Dr. Helbig & Partner:
Neue Studie zeigt Defizite in der Vertriebssteuerung bei Banken
Das einfache Anpreisen des "renditestärksten"
Produktes findet aktuell keinen gläubigen Käufer mehr, nur ein Eingehen auf
den tatsächlichen Bedarf des Kunden kann das schwindende Vertrauen
wiederherstellen. Banken haben neben Personalabbaumaßnahmen erste
Vertriebsneustrukturierungen vorgenommen. Das Zwischenergebnis einer Studie
von Dr. Helbig & Partner zeigt jedoch, dass der messbare Erfolg der
Maßnahmen wesentlich vom Mentalitätswechsel - oder Mindset - der Mitarbeiter
abhängt. Nur durch Nachhaltigkeit bei den Veränderungsprozessen der
Mitarbeiter, durch kontinuierliche, erfolgsorientierte Steuerung, wird die
serviceorientierte „Kunden-Bank“ Wirklichkeit werden können.
Die Banken realisieren inzwischen, dass die stark gestiegene
Erwartungshaltung der Kunden an die Servicedienste ihrer Bank auch eine
Chance in der Krise bedeutet. Der Weg, die Kundensegmente deutlicher zu
unterscheiden, die Filialen neu zu organisieren und den Kunden
in
den Mittelpunkt der Mitarbeiteraktivitäten zu stellen, ist beschritten. Wie
Dr. Helbig & Partner in seiner Studie feststellte, beschränkten sich die
bisherigen Umstrukturierungen meist zu sehr auf die Einführung technischer
Systeme zur Steuerung des Produktmarketings und -vertriebs. Vereinzelte
Projekte zur Steigerung der Vertriebsleistung wirken oft nur als
kurzfristige Hauruck-Aktionen ohne dabei einen nachhaltigen
Veränderungsprozess anzustoßen.
Ein wirklicher nachhaltiger Erfolg wird erst durch die Definition
effizienter Kennzahlen und klar quantifizierbarer Zielvorgaben für die
Mitarbeiter möglich. Diese klaren Vorgaben, wie z.B. „Umsatzsteigerung von
10%“, kann von den Mitarbeitern nur nachhaltig verinnerlicht werden, wenn
Elemente der Gehaltssteuerung und Incentive-Systeme den Mentalitätswechsel
erleichtern und die gesamte Führungshierarchie eingebunden ist.
Die Bankmitarbeiter müssen erkennen, dass das Filialgeschäft nur noch mit
klaren vertrieblichen Zielvorgaben finanzierbar ist und ihre Gewohnheit
ablegen, gleich viel Zeit sowohl mit defizitären als auch hochprofitablen
Kunden zu verbringen.
Dieser Mentalitätswechsel, die Bankmitarbeiter vom Verkauf von Bankprodukten
weg hin zur „Kunden-Bank“ führen muss, verlangt von den Banken
Nachhaltigkeit in allen Prozessen, Fokussierung auf den Kunden und eine
konsequente interne Marketingkampagne, mit der die Unternehmensführung die
Kampagne begleitet.
Dr. Helbig & Partner hat festgestellt, dass die lebensbegleitende
Bankkundenbetreuung für die Mitarbeiter die schwerste mentale Hürde ist und
daher konsequent bei den Mitarbeitern „verankert“ werden muss. Der
bankproduktorientierte Vertrieb (z.B. ein bankeigener Fond wird verkauft)
muss durch die fallorientierte Kundenbetreuung (z.B. durch den „Fall“
Gehaltssteigerung, Kind beginnt Studium, Altersversorgung etc.) ersetzt
werden. Das bedeutet den Rückzug aus dem kundengruppenunspezifischen
Massenmarketing, um die Bankprodukte „an den Mann“ zu bringen.
An deren Stelle treten am Lebensfall orientierte Marketingkampagnen, die die
bedeutenden Fälle im finanziellen Leben eines Bankkunden thematisieren. Das
ist natürlich nur mit Hilfe der optimierten Kundendatenbanken möglich. So
wird der Bankmitarbeiter systematisch veranlasst, die Bedürfnisse seines
Kunden zu erfragen und in den Mittelpunkt seiner Vertriebsaktivitäten zu
stellen.
Kurz gesagt ist das Vertriebsziel: Für den richtigen Kunden das richtige
Bankprodukt zur richtigen Zeit. Die Verlagerung der Vertriebsaktivitäten vom
Produktverkauf weg und hin zu mehr Zeit für Kundenverhandlungen.
Ein existentieller Fehler wäre es, sollte der Prozess der Verhaltensänderung
bzw. des Mindsets der Bankmitarbeiter und der Unternehmenskultur hin zur
Serviceorientierung hinsichtlich Nachhaltigkeit unterschätzt werden. Der
Zeitaufwand und die notwendige Einbindung der gesamten Führungshierarchie
ist beträchtlich, muss immer wieder durch Coaching durch die Führungskräfte,
Leistungsmessungen, Motivationsanreize und auch Weiterentwicklung der
Kennzahlen begleitet werden. Insbesondere gilt dies unter den momentanen
Rahmenbedingungen des erheblichen Personalabbaues und der
Filialschließungen, die die Erzeugung einer positiven Aufbruchsstimmung
besonders erschweren.
„Nur durch Nachhaltigkeit bei der Vertriebsneuausrichtung und -steuerung ist
ein mittelfristiger Erfolg erzielbar. Nur dann werden Banken den Weg zum
service- und vertriebsorientierten Finanzdienstleister schaffen.“, so Dr.
Thomas Helbig dazu.
Neben der Neuorganisation ist die Mitnahme der Mitarbeiter hin zur
Serviceorientierung der beste Weg, Kunden zu binden und optimal zu betreuen.
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