Und damit haben wir gleich die beiden Märkte
abgegrenzt: SMS wird meist von Jugendlichen oder im Freizeitbereich
verwendet und ist ein Ersatz für private E-Mails. Viele Nutzer fragen
über SMS Dienste für News ab oder Klingeltöne. RAS ist dagegen die von
Firmen meistgenutzte Form der Datenkommunikation für mobile
Mitarbeiter. Es lässt sich für die Bearbeitung von E-Mails oder von
E-Mail-gestützten Workflows nutzen. Die Frage nach UMTS vs. WLAN ist
daher, wie sich diese beiden Teilmärkte entwickeln werden. Denn
weitere signifikante Märkte für mobile Datenkommunikation sind nicht
in Sicht.SMS ist so erfolgreich, weil jeder sein Handy immer bei
sich trägt. Eine SMS-Nutzung über PCs oder Festnetztelefone ist zwar
technisch möglich, wird aber kaum genutzt. Marktübliche WLANs dagegen
verbrauchen zuviel Strom, um ernsthaft in Handys eingesetzt zu werden.
Die Hotspot-Architektur der Wireless LANs widerspricht zudem der
Freizeit-Nutzung. Es wird also bis auf weiteres einen Markt für
WLAN-freien Datenfunk geben. Ob dazu allerdings UMTS notwendig ist,
ist eine andere Frage. Für SMS sicherlich nicht. Auch der Nachfolger
MMS (Multimedia Messaging Standard) benötigt keine hohen Bandbreiten:
Ein hochauflösendes Photo, wie es heute kaum eine Handykamera scharf
und verwackelungsfrei liefern und anzeigen kann, ist auch ohne UMTS in
ca. 10 Sekunden verschickt bzw. empfangen. Sogar kurze Filme können
über heutige GPRS-Bandbreiten schneller versendet als aufgenommen
werden, solange man die Auflösung eines Handydisplay nicht
überschreitet.
In diesem Teilmarkt stellt sich also die Frage nach UMTS vorerst
nicht. Entscheidender ist hier, ob sich MMS überhaupt durchsetzen wird
oder aber die E-Mail einfach ihren multimedialen Siegeszug fortsetzt.
Dank der in Privathaushalten vorhandenen PCs steht ein Sieger schon
fest: die E-Mail. Ob sich daneben auch die MMS als Standard etablieren
kann, ist offen. Wenn, dann muss der Durchbruch noch in 2003 erfolgen,
da immer mehr Handys besser mit multimedialen E-Mails umgehen können
als mit MMS. Den Mobilfunkbetreibern kann das Ergebnis egal sein, der
Umsatz ist in beiden Fällen gesichert. Die E-Mail verspricht mehr
Nutzer bzw. Nutzung, da multimediale Inhalte meist auf dem PC lagern.
Kommen wir zum zweiten, für UMTS und WLANs wesentlicheren
Teilmarkt, RAS. RAS nutzen meist nur Geschäftsreisende: Durch
Direkteinwahl über eine von der eigenen Firma bereitgestellten
0800er-Nummer können Außendienstmitarbeiter und reisende Manager sich
in die Netzwerke ihrer Firma über ISDN oder analoge Telefonleitungen
einwählen, ganz ohne Internet. Nur ein Bruchteil der mobilen Arbeiter
nutzt heute hierzu bereits ein GSM-Modem oder Handy. Bei dieser
„stationär mobilen“ Nutzung setzt das Wireless LAN an: Eine echte
Mobilität ist bei dieser Anwendung gar nicht gefordert. Der mobile
Nutzer ist bereits zufrieden, wenn er stationär eine
Arbeitsmöglichkeit außerhalb der Firma hat. Wäre dies anders, dann
gäbe es heute bereits mehr GSM-Modemnutzung statt der vorherrschenden
stationär mobilen Festnetz-Einwahl.
Ein anderer wesentlicher Punkt ist die Bandbreite. Und hier spielen
sowohl WLAN als auch UMTS ihre Vorteile aus: Die mobile berufliche
Datenkommunikation erfolgt meist von Laptops oder heimischen PCs aus
und kann daher mit viel größeren Datenmengen komfortabler hantieren
als ein Handy. Doch die meisten Firmen erlauben ihren Mitarbeitern
heute noch keine Einwahl über das Internet. Die dafür notwendigen, so
genannten virtuellen privaten Netzwerke (VPNs) fangen gerade erst an,
einen attraktiven Markt darzustellen. Daher ist es noch völlig offen,
ob und für welche Mobilfunktechnologie sich die meisten Firmen
entscheiden werden. Für den Durchbruch ist daher wiederum das Jahr
2003 entscheidend: Haben sich die meisten Firmen erst einmal für WLANs
entschieden, dann werden auch die Betreiber von Hotspots entsprechend
investieren und ein ausreichend flächendeckendes Netz wird entstehen.
Mit UMTS ist aber in 2003 kein ausreichender Markt mehr zu gewinnen
und daher bleibt nur die Vorläufertechnologie GPRS. Diese darf auf gar
keinen Fall ein Flop werden.
Schreiben Sie an den Autor: Thomas
Helbig