M-Business ist ein B2B-Geschäft
Wenn momentan in den Medien über M-Commerce gesprochen
wird, dann ist in der Regel von Business-to-Consumer-Diensten a la i-Mode
die Rede, von bunten Displays, von Bezahl-Videos und von Kinotickets per
Handy. Das bereits existierende Kerngeschäft im
Business-to-Business-Bereich wird dabei häufig vergessen. Dabei sollten es
die Marktteilnehmer besser wissen.
Erinnern wir uns: Vor wenigen Jahren sprach die gesamte Internet-Branche über Business-to-Consumer-E-Commerce. Gewaltige Zuwachszahlen wurden prognostiziert, und zu Zeiten in denen selbst Amazon noch zweistellige Millionenumsätzen machte, wurden die weltweiten E-Commerce-Umsätze bereits auf mehrere Milliarden geschätzt. Heute wissen wir es besser: Die großen E-Commerce-Umsätze waren oft nur das Resultat unsauberer Kalkulationen. So hatte ein großes Versandhaus einfach jeden Kunden und dessen Umsätze in die Sparte E-Commerce gesteckt, der seinen Katalog auch auf CD erhielt oder sogar kurzfristig auf der Internet-Seite der Unternehmens „gesichtet“ wurde. Sündhaft teure Werbebanner waren meist nicht mit Bargeld bezahlt, sondern Ergebnis neutral in Form eines Tauschhandels wiederum mit Bannerwerbung. Der echte E-Commerce fand im Stillen statt: Über EDI-Netzwerke werden bereits seit Jahrzehnten mehrere Hundert Milliarden Dollar gehandelt, die Umstellung dieser Netze auf Internet-Technologie ging ohne großes Aufsehen vonstatten. Auch beim M-Commerce findet die eigentliche Marktentwicklung wieder im Stillen statt. Seit Jahren schon sind die mobilen Mitarbeiter vieler Serviceunternehmen über mobile Endgeräte mit der Zentrale online verbunden. Viele andere Branchen binden bereits über synchronisierte Datenbanken ihre Außendienstmitarbeiter in die Firmenprozesse ein z.B. Versicherungsmakler und Bankberater. Auch an vielen anderen Stellen ist ein PDA einfacher und preiswerter einsetzbar als ein PC, hierzu gehören viele Produktionsbetriebe und vor allem Dienstleistungsunternehmen aus den Bereichen Logistik und Lagerhaltung. Auch erste Telematik-Lösungen, d.h. eine Anbindung und Ortung des Fuhrparks sind auf dem Vormarsch. Die mobile Anbindung erfolgt dabei über alle denkbaren Medien: GSM ist bisher noch eher selten, meist werden Wireless LANs, DECT oder aber einfach eine Spiegelung von Datenbanken auf die mobilen Endgeräte verwendet. Die Killerapplikation schlechthin ist wie schon beim stationären Internet die E-Mail. Der BlackBerry-PDA von RIM, der für Firmenkunden neuerdings auch in Europa erhältlich ist, wird zeitgleich mit dem Desktop im Büro per GPRS synchronisiert. Die Potenziale für Kosteneinsparungen und Qualitätsverbesserungen vieler Branchen sind enorm: Konnten bisher nur stationäre Verwaltungs-Mitarbeiter über Desktops in elektronische Prozesse eingebunden werden, so ist nun zunehmend eine Anbindung aller Mitarbeiter möglich. Das von Mike Hammer bereits vor Jahrzehnten ausgerufene Reengineering aller Kernprozesse rückt damit erstmals in greifbare Nähe. Bisher hat ein Vertriebsmitarbeiter seine Aufträge meist nur alle paar Tage und per Fax in die betriebliche Auftragsbearbeitung gegeben, für Korrekturen und Nachfragen häufig zu spät. Die Schnittstelle Papier-EDV sorgte für zahlreiche Fehler. Zukünftig wird über den Laptop oder PDA der Auftrag vor Ort erfasst, auf Fehler und Lagerverfügbarkeit geprüft und die Auftragsbestätigung überreicht. So boomt der Markt für mobiles Business bereits, während sich Analysten und Medien noch fragen, ob i-Mode von E-Plus oder eine noch zu definierende Alternative der anderen Provider sich durchsetzt.
|
|
HANDELSBLATT, Dienstag, 02. April 2002, 00:59 Uhr |
|