Wunsch der Kunden nach mobile Banking erzwingt den
Massenmarkt
Mobile Banking als Massenmarkt – Innovator gesucht
Von Dr. Thomas Helbig
Unternehmensberatung Dr. Helbig & Partner International Consulting
Seit der Versteigerung der UMTS-Lizenzen und dem
endgültigen Durchbruch des Handys zum persönlichen Standardgerät wird
immer wieder spekuliert, welche Massenmarkt fähigen Nutzungsszenarien das
Handy für Datendienste bieten könnte. Marktrecherchen haben immer wieder
ergeben, dass die Kundennachfrage nach Mobile Banking beachtlich ist und
einen großen Anteil der mobilen Dienste ausmachen könnte.
Die
Frage des Massenmarktpotenzials wird zurzeit sehr kontrovers diskutiert,
nicht nur bei den Mobilfunkbetreibern, auch vor allem bei unseren
Bankkunden, den Handyherstellern und den Medien. Warum lässt in
Deutschland der Durchbruch des mobilen Banking auf sich warten, während
andere Länder hier bereits deutlich weiter sind? In anderen Ländern hat
Mobile Banking bereits den Durchbruch zum Massenmarkt geschafft. So z.B.
in Ländern wie Japan und in der tschechischen Republik. 30% aller
Nutzungen des japanischen Dienstes i-Mode rufen einen Bankdienst ab und in
der tschechischen Republik nutzen 20% der Kunden des größten
Mobilfunkproviders Mobile Banking.
Ist nicht gerade in Deutschland die SMS ein beispielloser Erfolg und ein Vorbild für mobile Datendienste weltweit? Die Hindernisse liegen vor allem in der Marktstruktur der beteiligten Branchen Banken und Netzbetreiber begründet. So wird der Bankenmarkt in der tschechischen Republik von nur sechs Großbanken beherrscht, die unter der Führung des größten Mobilfunk-providers sich auf einen Standard für Online-Banking geeinigt haben. In Deutschland dagegen haben die bekannten vier Großbanken nur einen geringen Marktanteil bei Privatkunden, ihr Kerngeschäft liegt bei Geschäftskunden und dem Privat Banking für wohlhabendere Kunden. Sie sind zudem momentan in einer Umorganisationsphase. Die Masse der Privatkunden ist meist bei kleineren Sparkassen. Diese sind zwar im Verband der Sparkassen (DSGV) organisiert, sehen sich aber prinzipiell als unabhängige Unternehmen. Dem Versuch, einen einheitlichen technischen Standard für mobile Banking zu setzen, würde sich nur eine Minderheit der Sparkassen anschließen, kleinere Institute können sich die notwendigen Investitionen derzeit nicht leisten. Ähnlich sieht die Situation im Mobilfunkmarkt aus. Der wettbewerbsintensive Markt mit D1, D2, Mobilcom, E-Plus, Debitel, Quam, etc. erschwert eine Einigung auf die dringend notwendige technische Plattform für Mobile Banking immens. In Japan sind dagegen 60% des Gesamtmarktes in der Hand eines Betreibers und dieser treibt alle Innovationen. Diese in Deutschland ungünstige Marktstruktur kann den Erfolg des Mobile Banking zwar verzögern, letztendlich wird aber der Wunsch des Kunden nach einem einfachen mobilen Zugang zu seiner Bank den Massenmarkt erzwingen. Offen ist nur noch, welche Player aus den Branchen Banken oder Netzbetreiber diesen Markt als erstes öffnen und damit den Standard setzen. Vorbild könnte ausgerechnet das Online-Banking sein: Vor Jahren hat der damalige Noch-Monopolist Telekom einfach den Marktstandard definiert und den Banken blieb nur noch, sich dieser technischen Plattform zu unterwerfen. Werden die Banken diesmal aus der Geschichte lernen können und sich rechtzeitig auf ein gemeinsames Vorgehen einigen? Schreiben Sie dem Autor: Dr. Thomas Helbig HANDELSBLATT, Montag, 28. Januar 2002, 06:47 Uhr |
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